Während wir uns hauptsächlich mit Film- und Serienproduktionen beschäftigen, sowohl bei der Produktion von Dancing in the Shadow, als auch als Filmemacher:innen, wie beispielsweise auf der Berlinale, gibt es natürlich auch in anderen Medienformaten Entwicklungen und Themenschwerpunkte, die aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen repräsentieren.
In diesem Blog soll es um ein Werk gehen, dass 2022 den Deutschen Buchpreis gewonnen hat: Blutbuch, geschrieben von Kim de l´Horizon. Damit geht der Deutsche Buchpreis, der seit 2004 einmal jährlich im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben wird, zum ersten Mal an eine nicht-binäre Schriftsteller*in.
Familiengeschichte einer queeren Protagonist*in
„Beispielsweise habe ich dir «es» nie wirklich gesagt. Ich kam einfach einmal geschminkt zum Kaffee, mit einer Schachtel Lindt&Sprüngli (der mittelgroßen, nicht der kleinen wie üblich), oder dann später in einem Rock zum Weihnachtsessen“, so lauten die ersten Zeilen aus Blutbuch.
Der Text wird von einigen als Autofiktion bezeichnet, einem literarischen Werk, das nah an der Autobiografie des Schreibenden angelehnt ist. Gleichzeitig bleiben jegliche Verknüpfungen zur eigenen Person von Kim de l´Horizon unkommentiert.
Ein Buch über queeres Leben, übers Erinnern und Vergessen
Bei der Hauptfigur des Werkes handelt es sich um eine nicht-binäre Person, die in einem Brief an die unter Demenz leidende Großmutter Familientraumata, aber auch das Erleben eines Alltags als queere Person aufgreift und versucht, Dinge, die zumeist ungesagt bleiben, in Worte zu fassen.
De l`Horizons Schreibstil wechselt dabei von kindlich-kurzen Sätzen zu wellenartiger Prosa. Mit Metaphern und Sinnbildern wird versucht, etwas auszudrücken, über das nicht gesprochen wird. Das Buch regt zum Nachdenken und Reflektieren eigener Positionen an.
Literatur gegen den Hass, für die Liebe
Kim de l´Horizon ist in der Schweiz geboren (daher auch die oben genannte Schachtel Lindt&Sprüngli, eine Delikatesse aus der Schweizer Schokoladenmanufaktur) und schreibt neben Prosa vor allem an Bühnentexten für das Theater.
Blutbuch ist der erste Roman der Person. Bei der Dankesrede für den deutschen Buchpreis sagt sie, dass die Jury mit der Entscheidung für dieses Buch sicherlich ein Zeichen habe setzen wollen, „gegen den Hass, für die Liebe“. Auf dieser Veranstaltung rasiert sich Kim de l´Horizon auch die Haare ab – als Zeichen der Solidarität mit den feministischen Kämpfer*innen im Iran.
Der Deutsche Buchpreis dient vor allem dazu, Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf deutschsprachige Literatur zu lenken und damit Schriftsteller*innen zu fördern.
Da generell im Bereich der Kunst und Kultur Fördermittel nicht immer leicht zugänglich sind, hat auch Dancing in the Shadow gerade eine Crowd-Funding-Kampagne für die Zeit vor dem Serien-Release (geplant für diesen Sommer) gestartet. Falls du uns unterstützen möchtest, schau gerne vorbei. Danke!