Welche Schönheitsideale werden eigentlich in Filmproduktionen dargestellt? Wenn man sich einmal die Gewinnerinnen der Oscars, der bekanntesten Preisverleihung innerhalb der Filmindustrie, ansieht, erkennt man schnell, dass ein Großteil der Frauen klassisch westlichen Schönheitsidealen entsprechen. Sie sind schlank, weiß, häufig jung, tragen ihr Haar meistens lang und werden in Gesichtszügen und Gestalt von der Gesellschaft fast einstimmig als “schön” bezeichnet. Auch männliche Schauspieler zeichnen sich durch besondere Attraktivität aus – allerdings lasten körperbezogene Stereotype schwerer auf Frauen, besonders im Rahmen des öffentlichen Lebens.
Dieses Phänomen zeigt sich selbstverständlich nicht nur bei Preisverleihungen, die mit schickem Dresscode und einem Haufen Paparazzi auf ein besonderes Erscheinungsbild ausgelegt sind, sondern auch auf der Leinwand. Anstatt schöne Schauspielerinnen in glänzenden Prunk-Kleidern zu sehen, stellen diese in Film- und Serienproduktionen auf einmal scheinbar völlig normale Personen dar. Sie gehen zur Arbeit, verlieben, trennen, streiten sich, treffen Freund:innen, verreisen – und dabei aber ebenso gut aussehen wie die Schauspieler:innen.
Einseitige mediale Darstellungen von Schönheit beeinträchtigen das Selbstbild
Ein Problem dieser Mediendarstellung ist, dass der Konsum von Inhalten, die ausschließlich außergewöhnlich attraktive Menschen porträtieren, das Selbstbild von Zuschauer:innen verletzt und in diesen unerfüllbare Erwartungen an das eigene Aussehen weckt. Gleichzeitig werden aber besonders durch westliche Filmproduktionen bestimmte Schönheitsideale verbreitet. So hat die Veröffentlichung von Produktionen mit vielfältiger Ethnie innerhalb der Schauspieler:innen erst in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Neuverfilmung von Arielle – die kleine Meerjungfrau mit Halle Bailey in der Hauptrolle, die viele Hasskommentare gegen die Schwarze Schauspielerin auslöste, aber auch eine Flut von Videos nach sich zog, in denen sich kleine, ebenfalls Schwarze Mädchen über die erstmalige Repräsentation ihres Aussehens in einem Disney-Film freuten.
Westliche Schönheitsideale als weltweiter Maßstab
Dennoch haben es Schauspieler:innen, die nicht klassischen Schönheitsidealen bezüglich Gewicht, Hautfarbe oder generellem Aussehen entsprechen, deutlich schwerer in der Filmbrache. Dieses Phänomen beschränkt sich dabei nicht nur auf Hollywood. So haben westliche Standards auch in andere Filmindustrien Einzug gefunden, beispielsweise in Bollywood, wo mittlerweile möglichst helle Haut besonders bei weiblichen Schauspielerinnen zunehmend gefordert wird, was unter anderem zu chemischen Aufhellungsversuchen der Haut führt. Dadurch wird Zuschauer:innen vorgelebt, dass sie, um schön zu sein, ihre natürlichen Körpermerkmale verändern und vermeintlichen Normen anpassen müssen.
Objektifizierung in der Präsentation von Körpern
Auch inhaltlich kommt in Filmen häufig „Ästhetik“ vor Praxis: Während Superhelden in engen, aber immerhin körperbedeckenden Lycra-Kostümen herumrennen dürfen, werden weibliche Figuren wie Wonder Woman oder Supergirl gerne in knappe Outfits und hohe Schuhe gesteckt und müssen sogar beim finalen Endkampf die Haare offen tragen (jede Person mit langen Haaren kann sicher bestätigen, dass das sehr unpraktisch und hinderlich wäre), damit sie für Zuschauer:innen (aber besonders für Zuschauer; das Phänomen des Male Gaze soll in einem anderen Blogbeitrag weiter beleuchtet werden) attraktiv wirken.
In Diversität liegt die Stärke
Da sich Dancing in the Shadow für Diversität und Toleranz einsetzt, zeigen wir in unserer Serie möglichst viele unterschiedliche Körper und machen auch klar, dass diese alle als schön und gesellschaftlich akzeptabel angesehen werden müssen. Die Haupt- und Nebenrollen von Dancing in the Shadow vereinen unter sich viele verschiedene Ethnien, Diversität in Geschlecht und Körperform sowie körperliche Beeinträchtigung. Wir hoffen, dass sich möglichst viele Menschen in den Figuren wiederfinden und erkennen, dass sie sich nicht verändern müssen, um körperlichen Idealen zu entsprechen, sondern dass es darum geht, diese Ideale loszulassen und als Gemeinschaft Individualität im Aussehen – aber natürlich auch in der Persönlichkeit – zu feiern.