Wenn es um Inklusivität und Barrierefreiheit bei Veranstaltungen geht, denken die meisten Menschen erst einmal an Rampen und Aufzüge für Rollstuhlfahrer:innen. Damit ist das Thema für viele abgehakt und das Event nennt sich “barrierefrei”. Dabei beinhaltet das Wort noch so viel mehr, denn physische bzw. räumliche Barrierefreiheit ist nur ein Teilaspekt, der bei der Planung einer Veranstaltung berücksichtigt werden muss.
Warum man “barrierefrei” nicht mehr sagt
Zunächst einmal sollten wir jedoch über den Begriff “Barrierefreiheit” an und für sich sprechen. Dieser ist nämlich in sich schon ein wenig problematisch. Den meisten Veranstalter:innen ist es aufgrund der enormen Breite dieses Begriffs und all de verschiedenen Dimensionen, die er beinhaltet, unmöglich, ein Event zu organisieren, das dem Begriff “barrierefrei” tatsächlich gerecht wird. Die Anzahl an Anforderungen an eine vollkommen barrierefreie Veranstaltung kann ohne Zweifel sehr einschüchternd wirken, sodass sich vor allem Veranstalter:innen, die sich neu mit dem Konzept Inklusivität befassen, schnell überfordert fühlen können. In der Realität wird also auch nach großen Bemühungen eher eine “Barrierearmut” erreicht, während eine vollkommene “Barrierefreiheit” oft als ein unerreichbares Ziel zu sein scheint.
Was alles zu einer inklusiven Veranstaltung dazugehört
Doch was genau umfasst eine barrierearme Veranstaltung jetzt eigentlich außer der physischen Zugänglichkeit und worauf muss bei der Planung besonders geachtet werden? Die Sozialorganisation Aktion Mensch definiert die folgenden drei Dimensionen der Barrierearmut: räumlich, sprachlich-kommunikativ und technisch.
Räumlichkeiten
Die räumliche Zugänglichkeit haben wir bereits erwähnt, jedoch ist es auch hier mit einer rollstuhlgerechten Location noch nicht getan. In diesem Bereich muss verstärkt auch auf sehbeeinträchtigte Personen geachtet werden, damit diese sich am Veranstaltungsort möglichst problemlos zurechtfinden können. So bedarf es beispielsweise eines taktilen Leitsystems oder Helfer:innen, die speziell dafür zuständig sind, sehbeeinträchtigten Besucher:innen beim Finden der Wege zur Seite zu stehen. Außerdem sollten Hindernisse ausreichend durch auffallende farbliche Kontraste oder Ähnliches gekennzeichnet werden und immer Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen. Zumindest denken viele Veranstaltungsplaner:innen an einige dieser Aspekte, die die Location betreffen.
Kommunikation
Dass die Barrierearmut jedoch schon lange vor dem Betreten der Location beginnt, fällt leider oft unter den Tisch, sodass Anforderungen in den Bereich der sprachlich-kommunikativen Barrierearmut oft vernachlässigt werden. So sollten beispielsweise schon Einladungsschreiben und Kontaktmöglichkeiten so inklusiv wie möglich gestaltet werden, damit alle Personengruppen weitgehend uneingeschränkten Zugang haben. Dazu gehören z.B. die Verfügbarkeit in mehreren Sprachen, darunter auch Leichter Sprache, gute Leserlichkeit sowie die Nutzung von Bildern und Piktogrammen. Außerdem sollte bereits im Vorfeld darüber informiert werden, welche Infrastruktur zur Barrierearmut vor Ort zur Verfügung stehen wird. Doch auch bei der Veranstaltung selbst sollte die sprachlich-kommunikative Barrierearmut berücksichtigt werden. Hierbei handelt es sich vor allem um Dolmetsch-Angebote, wie Gebärden- oder Schriftdolmetscher:innen oder Simultandolmetschen in Leichte bzw. eine andere Sprache.
Technik
Auch technisch sollte eine Veranstaltung möglichst inklusiv sein, wobei sich gerade heutzutage eine ganze Reihe von Möglichkeiten bietet, ein Event barrierearm zu gestalten. So stellt es (zumindest technisch) kaum mehr eine Herausforderung dar, einen Livestream für Teilnehmer:innen, die sich trotz aller Bemühungen zur Barrierearmut nicht an den Ort des Events begeben können, zur Verfügung zu stellen. Außerdem sind technische Hilfsmittel vor allem hinsichtlich der Inklusion von Hör- und Sehbeeinträchtigten eine große Chance, da sich somit beispielsweise Untertitel in verschiedenen Sprachen, Induktionsschleifen für Besucher:innen mit Hörgeräten aber auch Audiodeskription umsetzen lassen.
Inklusivität bei unserer DITS Premiere
Wie anfangs erwähnt, ist es leider wegen Grenzen wie Budget und Verfügbarkeit nicht möglich, alle Dimensionen umzusetzen. Das mussten auch wir als DITS-Team während der Planung unserer Premiere feststellen und schweren Herzens Kompromisse eingehen.
Einer davon ist die Entscheidung für eine Location, welche nicht mal räumlich barrierefrei zugänglich ist: das Kulturhaus Gotha verfügt nämlich über keinen Aufzug ins obere Stockwerk, wodurch die Garderobe und der Rang im Saal für Rollstuhlfahrer:innen nicht zugänglich ist. Auch können wir einen Live Stream der Premiere au Budgetgründen noch nicht garantieren, was uns im Sinne der Zugänglichkeit sehr wichtig wäre.
Wir sind jedoch sehr glücklich, dass wir Audiodeskription aller 5 Folgen garantieren können. Die Erstellung und Organisation dieser wurde für uns von der “Kinoblindgänger gGmbH” realisiert und das Hörerlebnis wird auf der Premiere mithilfe der Greta App möglich. Wenn du mehr erfahren willst, melde dich jederzeit bei uns!
Außerdem werden auch englische Untertitel für Hörbeeinträchtigte und Besucher:innen, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, angeboten. Uns ist bewusst, dass nicht jede:r die englisch Sprache beherrscht, doch wir sehen diese Lösung als die realisierbarste und inklusivste an, die sich derzeit bietet.
Übrigens, falls ihr es noch nicht mitbekommen habt: Der Early-Bird-Ticketverkauf für die Premiere von Dancing In The Shadow am 29. Oktober 2022 hat begonnen! Wenn du also auf jeden Fall dabei sein willst und unser Herzensprojekt zusammen mit uns auf der großen Leinwand sehen und feiern willst, schau doch gleich in unserem Ticketshop vorbei und sichere dir deine Eintrittskarte! Wir freuen uns auf dich!
Mehr Informationen zur Premieren Veranstaltung gibt es hier auf unserer Website!