Eine Serie produzieren. Klingt ja generell schon mal nach einem ziemlich großen Vorhaben. Aber wenn dann soll es schon gleich so richtig groß werden, also warum nicht gleich eine Musical Serie machen? Da ist es ja mit Skript, Drehplan, Storyboard, Drehtagen und Postproduktion nicht getan, der Kern der ganzen Serie fehlt ja noch. Erstmal die Musik und darauf dann die Choreografien. Doch wie entsteht eine solche Musical-Choreografie eigentlich und ist der Prozess sehr kompliziert?
Die Choreografie-Basics
Choreografieren kann prinzipiell erst einmal jeder. Wir kennen es alle, wenn uns ein Song so richtig gut gefällt und wir einfach ausgelassen darauf tanzen, wiederholen sich irgendwann Elemente an einer bestimmten Stelle, besonders im Refrain. Natürlich bewegt sich eine Musical-Choreografie auf einem ganz anderen Level, aber die Basics sind ähnlich. Ein*e Choreograf*in bedient sich schließlich auch aus einem gewissen Repertoire. Dabei sind auch Wiederholungen der Bewegungen innerhalb eines Liedes oder innerhalb der Geschichte ganz gewöhnlich und helfen den Zuschauenden zuweilen sogar, der Geschichte zu folgen und Handlungsstränge miteinander zu verbinden.
Der kreative Prozess hinter einer Choreografie
Zum Erschaffungsprozess einer Choreografie gehört zunächst einmal sehr viel Improvisation. Der/die Choreograf*in lässt sich erst einmal auf die Musik ein, testet intuitive Bewegungen und Bewegungsabläufe und hält diese Findungsphase am besten auf Video fest, um sich später noch an den Ideen bedienen zu können. Meist bleibt aus diesen anfänglichen Brainstormings nur wenig übrig, aber genau deshalb ist das Choreografieren ein Prozess – weil sich die aktuelle Version immer weiterentwickelt. Doch auch Choreograf*innen sind nicht allwissend und stecken manchmal fest. Deshalb ist auch die Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen während des Choreografierens unabdingbar. Die meisten Musicals sind nämlich tatsächlich nicht fertig durchchoreografiert, wenn es an die ersten Proben geht. Manchmal haben Tänzer*innen ihre ganz eigene Inspiration oder einen besonderen Style und können somit ein Konzept umsetzen, das der/die Choreograf*in manchmal selbst noch nicht richtig benennen kann. Hamilton Choreograf Andy Blankenbuehler beschreibt es seinen Tänzern dann gerne so:
“This is not the step, but the step feels like this”
Und seiner Erfahrung nach klappt dieser Ansatz ziemlich gut, wie er in einem Interview erzählt. Seine Devise ist außerdem, eine Show tatsächlich nur zu 60 bis 70% zu choreografieren, bevor es in die Probenphase geht, denn die Tänzer*innen und Schauspieler*innen schätzen es oft sehr wert, eine Richtung vorgegeben zu bekommen, aber Choreografien und Storytelling noch kreativ mit beeinflussen zu können.
Die ersten Choreografie-Schritte bei DITS
Nun wollen wir euch aber natürlich auch nicht vorenthalten, wie das Ganze in unserer Produktion abgelaufen ist. Zunächst einmal zur Planung der Choreographien: Bereits beim Brainstorming der Story, aber spätestens beim Schreiben des Drehbuchs wurden unsere Choreographien als Stilmittel eingesetzt und im Voraus geplant. Somit haben wir die Möglichkeit des Musicals genutzt, durch Tanz das auszudrücken, was unsere Charaktere erleben oder was sie beschäftigt. Um den Überblick zu behalten, haben wir die Choreos von #1 bis #x durchnummeriert. Nach der Finalisierung des Drehbuchs sind wir dann noch einmal durch alle Choreographien durchgegangen und haben entschieden, für welche wir den Song selbst produzieren wollen und bei welcher Szene wir auf eine Musik-Library zurückgreifen und Lizenzen kaufen. Außerdem haben wir Konzepte erstellt, die die Stimmung, das Geschehen, die Vergangenheit der Figuren und Location der Szene beschreiben und haben versucht, die Länge der Choreographien abzuschätzen.
Eine echt verrückte Zeit
Dann verging erstmal eine ganze Zeit bis alle Songs komponiert bzw. ausgewählt waren, aber schließlich konnten wir uns endlich daran machen, Personen zu suchen, die mit uns die Choreographien zu den Szenen erarbeiten wollten. Tatsächlich hatten wir bereits unter den Bewerber*innen für unsere Rollen einige super Tänzer*innen markiert, die zwar aus unterschiedlichen Gründen nicht zu den Rollen gepasst haben, mit denen wir aber dennoch unbedingt arbeiten wollten. Daraus ergab sich schließlich unser Choreographie-Team von 6 Choreographinnen und 2 Choreographen 🙂 Es folgten einige Online-Meetings, die Auswahl der Musik, gleichzeitig z.B. die Erarbeitung von Kostüm und Maske sowie die Kommunikation mit den Tänzer*innen, welche die Choreos beim Dreh vor der Kamera tanzen durften.
Gleichzeitig zum Drehplan haben wir außerdem einen Probenplan erstellt, sprich neben dem normalen Dreh der Szenen mussten unsere Schauspieler:innen und Tänzer:innen noch Choreographien lernen und proben – zugegeben, das war ganz schön heftig, aber zu dem Zeitpunkt gab es leider keine andere Lösung.
Voller Respekt und Dank denken wir an die vielen Stunden Tanztraining zurück und ehren die Arbeit aller Beteiligten mit unserem zweiten Teaser, den ihr ab sofort auf YouTube ansehen könnt: