Hättet ihr gewusst, dass der Begriff “nichtbinär” erst vor drei Jahren wirklich bekannt wurde? Und tatsächlich existiert er erst seit 2014! Das sind gerade einmal acht Jahre! Acht Jahre seit Menschen, die sich nicht mit den binären Geschlechterbezeichnungen “Mann” und “Frau” identifizieren können, die Möglichkeit haben, auszudrücken, wie sie sich fühlen.
Der Begriff “nichtbinär” hat sich seitdem deutlich ausgeweitet und dient mittlerweile schon eher als Überbegriff für die meisten Geschlechtsidentitäten außerhalb der binären Geschlechterordnung. Nichtbinäre Menschen befinden sich also irgendwo dazwischen im Spektrum. Geschlechtsidentitäten und wie Personen damit umgehen, wenn sie sich nicht mit den binären Begriffen “männlich” und “weiblich” identifizieren können, spielen auch in Dancing In The Shadow eine Rolle. Deshalb wollen wir uns das Thema “Nichtbinarität” mal etwas genauer anschauen und euch einen kleinen Überblick über die häufigsten Ausprägungen der nichtbinären Geschlechtsidentität geben.
*Natürlich ist uns bewusst, dass wir hier nicht alle Arten der Nichtbinärität abdecken können und versuchen auch nicht, dies zu tun.
Nichtbinär ist nicht gleich nichtbinär
Beginnen wir doch einmal am einen Ende des Spektrums. Agender bezeichnet Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen und sich keiner Geschlechtsidentität zuordnen.
Am anderen Ende des Spektrums finden wir pangender. Das bedeutet, dass Personen, die ihre Geschlechtsidentität als solche bezeichnen, sich mit allen Geschlechtsidentitäten identifizieren können.
Ähnlich, aber nicht dasselbe, ist polygender. Menschen, die sich als polygender bezeichnen, fühlen sich vielen verschiedenen Geschlechtern zugehörig. Das müssen jedoch nicht alle Geschlechter sein, was sie von pangender Personen unterscheidet. Für gewöhnlich können sie sich jedoch mit mehr als drei Geschlechtern identifizieren, da es für die Zugehörigkeit zu zwei oder drei Geschlechtern die gesonderten Bezeichnungen bigender und trigender gibt.
Identifiziert man sich primär mit einem Geschlecht (dies ist häufig eines der beiden binären Geschlechter), fühlt sich diesem aber nicht vollständig zugehörig sondern besitzt zu einem kleineren Teil noch eine weitere Geschlechtsidentität, wird dies als demigender bezeichnet. Dabei kann das zweite Geschlecht aus einem beliebigen Punkt im Spektrum stammen, also beispielsweise auch agender oder genderfluid sein. Entspricht die primäre Geschlechtsidentität einem der beiden binären Geschlechter “Mann” und “Frau”, kommen die speziellen Bezeichnungen demiboy und demigirl zum Einsatz.
Ein eben schon angesprochener, ebenfalls weit verbreiteter Begriff ist genderfluid. Genderfluid bedeutet, dass sich die Geschlechtsidentität von Personen, die sich als solche identifizieren, ändert und zwischen verschiedenen Geschlechtern fluktuiert. Genderfluide Menschen können sich also zum Beispiel an einem Tag mit dem binären Begriff “weiblich” identifizieren, sich an einem anderen wiederum agender, demigender oder ganz anders fühlen.
Als nächstes gibt es noch die Bezeichnung genderflux. Während es bei genderfluid um die Verschiebung der Geschlechtsidentität an sich geht, ändert sich bei Menschen, die sich als genderflux bezeichnen, viel mehr die Intensität, mit der sie sich einem Geschlecht zugehörig fühlen. Sie bewegen sich also im Spektrum irgendwo zwischen ungeschlechtlich, einem Geschlecht teils zugehörig und einem Geschlecht voll zugehörig.
Und wie gesagt, das sind noch lange nicht alle Ausprägungen der nichtbinären Geschlechtsidentität. Es gibt noch wesentlich mehr, sodass eine Auflistung aller Identitäten und (Selbst-)Wahrnehmungen auch aufgrund der sich ständig erweiternden Liste kaum möglich ist.
Wie steht es um nichtbinäre Repräsentation in der Filmwelt?
Stattdessen wollen wir noch einen kleinen Blick in die Film- und Serienwelt werfen (es geht hier ja auch schließlich immer noch um DITS) und uns ansehen, wie es dort eigentlich so um Repräsentation von Nichtbinärität steht.
In den letzten Jahren sind tatsächlich so einige Charaktere aufgetaucht, die das nichtbinäre Spektrum repräsentieren. In der Serie Good Omens von BBC und Amazon Studios zum Beispiel gibt es drei Charaktere, die sich als nichtbinär identifizieren. Auch Netflix bemüht sich scheinbar um Repräsentation mit Charakteren wie Klaus Hargreeves in der seit 2019 laufenden Serie The Umbrella Academy oder Cal Bowman aus der oft für Repräsentation gepriesenen Serie Sex Education. Einer der wohl berühmtesten Charaktere aus dem nichtbinären Spektrum ist Loki aus dem Marvel Cinematic Universe, der offiziell als genderfluid gilt. Und auch in der bereits schon seit 2005 laufenden Serie Grey’s Anatomy gibt es seit Staffel 18 den nichtbinären Charakter Kai Bartley.
Doch auch abseits der Kamera identifiziert sich eine ganze Reihe an Stars als nichtbinär. Einige davon sind zum Beispiel Mae Martin von Feel Good, Amandla Stenberg aus The Hunger Games, Jonathan Van Ness von Queer Eye oder Lachlan Watson aus Chilling Adventures of Sabrina. Und in der Filmbranche hört es natürlich nicht auf. Auch Musikgrößen wie Sam Smith, Demi Lovato und Miley Cyrus haben öffentlich gemacht, dass sie sich nicht mit der traditionellen binären Geschlechterordnung identifizieren. Wie sie angesprochen werden wollen, entscheiden sie dabei übrigens alle selbst. Im Englischen nutzen nichtbinäre Personen häufig die Pronomen they/them, einige identifizieren sich dagegen mehr mit he/him oder she/her. Wieder anderen ist es wiederum gleich, welche Pronomen man für sie verwendet. In jedem Fall müssen wir aber die Entscheidung und Wünsche der nichtbinären Personen respektieren und sie mit den Pronomen ansprechen mit denen sie sich wohl fühlen.
Übrigens: Im Deutschen ist man sich nicht einig, wie man they/them übersetzen soll. Fragt also am besten einfach bei den betroffenen Personen direkt nach, was ihnen am liebsten ist.
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