Cripping Up

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Cripping Up – Eine Problematik, die auch wir nicht klein reden wollen

Daniel Radcliffe, Eddie Redmayne, Blake Lively. Das sind nur ein paar der Schauspieler, die sich in die lange Liste derer einreihen, die in Filmen die Rolle einer Person mit Behinderung spielen. Und das ausgerechnet in Zeiten, in denen die Repräsentation von Minderheiten so sehr gefordert wird, wie noch nie. Kein Wunder also, dass die Kritik am sogenannten ,,cripping up” immer lauter wird.

Aber was ist eigentlich Cripping Up?

Mit ,,cripping up” wird die Verkörperung eines behinderten Charakters durch einen nicht-behinderten Schauspieler bezeichnet. Die Gründe, die gegen cripping up sprechen, liegen schließlich auf der Hand. Doch während ,,blacking up”, das Verändern der Gesichtsfarbe eines weißen Schauspielers für eine Rolle, schon längst tabu ist und (glücklicherweise) kaum noch praktiziert wird, heimsen Schauspieler für cripping up immer noch einen Preis nach dem anderen ein. Wieso? Nun, offenbar gilt es in der Filmbranche als besonders anspruchsvoll, sich vollständig in einen Charakter mit Behinderung einzufühlen. 

Okay, also wir halten fest: Mit cripping up gewinnt man zwar viele Preise, verliert aber die Sympathie der Öffentlichkeit und gerät in die Kritik.

Warum gehen so viele Produzenten das Risiko dann dennoch ein?

Dafür gibt es tatsächlich gar nicht mal so wenige Gründe. Zum einen lässt sich ein Film weitaus besser verkaufen, wenn man ihn mit den großen Stars bewerben kann und da ist der Pool an Menschen mit Behinderung leider extrem klein. Zum anderen kann es durchaus schwierig sein, geeignete Schauspieler zur Repräsentation zu finden, da Ausbildungsstätten oftmals wenig inklusiv und barrierefrei sind – sprich, Menschen mit Behinderung haben es von vornherein schwerer, überhaupt in den Schauspielberuf einzusteigen. Im Bezug auf die Produktion bietet cripping up sogar einen Vorteil. Der nicht-behinderte Schauspieler kann den Verlauf in die Krankheit oder aus dieser heraus darstellen, wie es beispielsweise bei Eddie Redmayne, der Stephen Hawking sowohl vor als auch nach dessen Diagnose verkörpern konnte, der Fall war. Und auch wenn cripping up bei den Zuschauern immer mehr auf Gegenwind stößt: Letztendlich trägt es dennoch zum Wohlbefinden der nicht-behinderten Bevölkerung bei, denn es ist wesentlich weniger bedrückend, zu sehen, dass der Schauspieler zum Beispiel gar nicht wirklich im Rollstuhl sitzt und mit Einschränkungen leben muss, sondern eigentlich ganz munter selbst den roten Teppich entlanggehen kann. 

Jetzt soll es aber in Dancing In The Shadow unter anderem auch um Inklusion gehen.

Wieso haben wir die Rolle der Sara nicht mit einer blinden Schauspielerin besetzt?

Uns ist es besonders wichtig zu betonen, dass wir es nie ausgeschlossen haben, eine blinde Schauspielerin zu casten. Im Gegenteil, wir hätten uns sehr über diese Möglichkeit der Repräsentation gefreut. Dass wir nun die Rolle der Sara mit einer sehr talentierten nicht-behinderten Schauspielerin besetzen, hat mehrere Gründe. Zum einen war es uns leider schlichtweg nicht möglich, da wir eine junge Produktion ohne große Bekanntheit sind und dadurch nicht die Reichweite, Kontakte o.Ä. hatten und zum anderen an den hohen Anforderungen an die Darstellerin. Da DITS eine Musicalserie ist, ist es notwendig, dass die Besetzung tanzen, singen und schauspielern kann und obwohl wir unser Möglichstes versucht haben, konnten wir leider keine Schauspielerin finden, die all diese Voraussetzungen erfüllt hätte und zudem blind gewesen wäre. Natürlich sind wir uns aber der Kritik und der Problematik des cripping up bewusst, weshalb wir auf jeden Fall unser Bestes geben, den Charakter der Sara so authentisch wie möglich darzustellen. Hierfür haben wir bereits von Anfang an Unterstützung bei zwei blinden jungen Frauen gesucht und diese nun als Schauspielcoaches engagiert, damit unsere Schauspielerin bestmöglich auf ihre Rolle und die damit einhergehende Verantwortung der Repräsentation vorbereitet werden kann.

Letztendlich können wir nur sagen, dass wir voll und ganz hinter der Kritik am cripping up stehen und uns dieser auch definitiv annehmen. Wir möchten die Problematik in keinster Weise beschönigen, weshalb wir unermüdlich weiter daran arbeiten werden, der Rolle der Sara das größtmögliche Maß an Authentizität zu verleihen.

Was ist deine Meinung zur cripping up-Debatte und wie stehst du zu unserem Ansatz damit umzugehen?

Autor: Laura Christin Wehner

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